Der Herbst war in diesem Jahr viel trockener als in den Jahren zuvor. Die nordöstliche Maasai Mara im Talek Gebiet und in den Conservancies war total ausgedörrt, größere Ansammlungen von Gnus sah man nur viel weiter südlich zwischen Ronkai und der Grenze zur Serengeti – letztlich dort wo es häufiger geregnet hat. Trotz der Trockenheit waren aber noch reichlich Zebras, Topis und Büffel über die Mara verteilt, sodass wir ab dem Spätherbst eine ähnlich hohe Raubtieraktivität wie im Sommer hatten. Das Licht war im Herbst deutlich besser als im Sommer und die Regenfälle an manchen Nachmittagen brachten auch ein paar interessante Bilder hervor.
Die Gepardin Neema war wie im Sommer täglich auf der Pirsch nach Beute für sich und ihre drei Jungen, die (jetzt) Four boys waren aktiv wie immer und Nashipais Nachwuchs war jetzt auch viel
erfolgreicher bei der Jagd als im Sommer. Mit Cizarrro kam später eine weitere Gepardin mit ihren Jungen aus der Mara North Conservancy in die Maasai Mara. Sie ist eine ähnlich aktive und
schnelle Jägerin wie Neema. Am letzten Tag haben uns Ranger an der Grenze zur Serengeti noch Noras Versteck mit ihren gerade einmal 10 Tage alten Jungen gezeigt. Die Fotos durften wir allerdings
zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlichen, um zu verhindern, dass keine Massen von Fahrzeugen angelockt werden.
Leopardensichtungen hatten wir im Herbst auch reichlich, einmal saß sogar Figgys Nachwuchs direkt über uns auf einem Baum, den wir uns eigentlich zum Frühstücken ausgeguckt hatten. Von Figgy habe
ich auch eine sehr rasante Kopulation fotografieren können, nur leider war es schon so dunkel, dass die Fotos selbst bei höchsten ISO’s noch Bewegungsunschärfen aufweisen. Die Leopardin Luluka
und ihre Tochter Jilime tobten wie im Sommer an der Ronkai-Lugga und auch Lulukas Mutter Lorien mit ihrem Sprössling Roho konnten wir einige Male beobachten. Lorien ist eine der „dienstältesten“
Leopardinnen der Mara, die wir bereits seit 2014 (damals etwa fünf- sechsjährig) auf vielen unserer Touren beobachten konnten. Leider ist sie Anfang Dezember vermutlich bei Territorialkämpfen mit
einer anderen Leopardin ums Leben gekommen. Ihr Sprössling scheint aber bereits gut genug von ihr ausgebildet zu sein, um alleine zu überleben. Die vielen bekannte Leopardin Kaboso kam seltener
als im Sommer heraus, weil in ihrem Lebensraum im Grenzgebiet zur Conservancy wegen der Trockenheit sehr viele Maasai Hirten mit ihren Herden unterwegs waren.
Löwen hatten wir reichlich, erfreulich war insbesondere das Überleben der meisten Löwenbabys die wir im Sommer beim Ridge Pride, Musiara Pride und beim Recero Pride beobachtet und fotografiert
haben. Selbst die Löwin in Ronkai, die ständig die männlichen Löwen mit dem Angebot zur Kopulation von ihren Nachwuchs weggelockt hatte, brachte beide Babys durch. Allerdings gab es in einigen
Rudeln noch weniger heranwachsende Löwen als im Sommer. Sie sind möglicherweise den bei der Übernahme des Rudels durch fremde, männliche Löwen üblichen Infantizid zum Opfer gefallen oder als
rangniedrigste Tiere ihrer Lebensgemeinschaft schlichtweg verhungert.
Die Löwen vom Ridge Pride waren vor Jahren trotz der Führung durch die beiden großen, schwarzmähnigen Löwen Lipstick und Blacky noch absolute Schisser wenn Büffel auftauchten. Jetzt reißen sie
auch von den Herden abgedriftete, ältere, schwache Büffel. Nachdem sie diese Nahrungsquelle erst einmal für sich entdeckt haben, ist es gut möglich, dass sie auch eine Jagdtechnik auf wehrhaftere
Tiere in der Büffelherde entwickeln und zu echten Büffelkillern werden. Dem Recero Pride, angeführt von den jungen, eigentlich sehr aggressiven Salas Boys, ist dies noch nicht gelungen, denn die
beiden alten Büffel die sie im Sommer am Recoro Camp attackiert hatten, waren immer noch am gleichen Platz und ließen sich durch keine neuerliche Attacke voneinander trennen. Von der alten Garde
der Löwen ist jetzt nur noch Scarface Bruder Morani am Leben, er wird von einem jungen Löwen der sein Sohn sein soll beschützt und ernährt – wobei ich sehr skeptisch bin, ob es wirklich sein Sohn
ist. Einen weiteren alten, total abgemagerten und stark hinkenden Löwen fanden wir später unter einem Baum, es soll Longface gewesen sein. Nach Fotovergleich glaube ich eher, dass es Orbanati,
Olorpapits Bruder war.
Die weniger scheuen Serval Katzen in Matira und Richtung Lookout haben auch ihren Nachwuchs durchgebracht obwohl dort immer noch sehr viele Hyäne herumlungerten. Lediglich einem heranwachsenden
Serval wurde der Schwanz abgebissen, was ihn aber augenscheinlich nicht weiter behinderte.
Alle Foto mit Sony Alpha 1, Copyright Uwe Skrzypczak
Weitere Bilderserien vom Herbst folgen in den nächsten Wochen.
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Lars (Dienstag, 04 Januar 2022 22:38)
Interessante Erklärungen, starke Bilder und viele Katzen. Bin hoffentlich bald mal wieder dabei!